Frisch aus dem Laser: Ein Brettspiel-Einsatz für Scythe

Ein aufgeräumter Spiele-Karton mit herausnehmbaren Boxen schützt das Lieblingsspiel und vereinfacht Aufbau und Aufräumen gleichermaßen. Ein Bericht, wie Messschieber, OnShape, Sperrholz und unser Laser-Cutter elegant Ordnung in die Schachtel bringen.

Scythe ist ein Strategiespiel mit detailreichen Miniaturen, diversen Karten, Ressourcen und anderen kleinteiligen Elementen.

Das Spiel kommt mit diversen Plastik-Tütchen und Formen zum Organisieren der Elemente, aber zum Spielen muss alles aus- und am Ende auch wieder eingepackt werden.

Wenn zusätzlich noch die Erweiterung auf sieben Spieler dabei ist, haben die zwar auf dem Spielplan, aber nicht mehr im Karton des Basisspiels Platz.

Vorher:

Weißer Karton, Plastik und viel verschenkter Platz.

Anforderungen

Es gibt diverse Lösungen für dieses Problem: aus MDF, aus Schaum oder aus dem 3D-Drucker. Einige Vorlagen gibt es auch kostenlos zum Herunterladen, aber keine erfüllte die vollen Anforderungen – ein idealer Grund, um selbst loszulegen.

  • Platz genug für alle Elemente vom Basis-Spiel und der Erweiterung auf bis zu 7 Spieler:

    • 35 Miniaturen

    • 3 Arten von Spielkarten

    • 4 Arten von Ressourcen-Markern aus Holz

    • Spielmünzen

    • Karton-Marker

    • 7 Beutel mit Holzfiguren

    • 7 Spieler-Tablets

    • 7 Nationen-Tablets

    • 2 oder mehr Räder für Kämpfe

    • 1 Spielplan

    • Anleitungen und Notizen

  • Nicht zu schwer

  • Die Fächer für Münzen und Marker sollten sich neben dem Spielplan platzieren lassen

  • Die Miniaturen sollten geschützt sein, um Schäden zu vermeiden

  • Alles soll im schön gestalteten Original-Karton Platz finden

Um Gewicht und Platz zu sparen, fiel die Wahl auf 2mm starkes Birkensperrholz. Dieses lässt sich gut mit unserem 60W Laser verarbeiten. Die Oberfläche ist mit etwas Schleifpapier schnell gereinigt und die Einzelteile lassen sich mit Holzleim stabil verbinden.

Vorplanung

Als Erstes sollte eine Liste aller Elemente erstellt und vermessen werden. Karten als Stapel, Tokens und Münzen als Volumen. Für letztere sind oft die mitgelieferten Tüten oder Plastik-Dosen eine gute Orientierung. Wichtig ist natürlich auch das Innenmaß des Original-Kartons. Hier empfiehlt sich etwas konservativ abzurunden, da die Kartons nicht immer perfekt geschnitten sind.

Achtung: Auch optisch ähnliche Teile sind oft unterschiedlich groß. Im Fall von Scythe haben die Kreise, auf denen die Figuren stehen, drei verschiedene Durchmesser und auch in diesen drei Gruppen gab es deutliche Unterschiede.

Als Nächstes spielen wir Tetris, aber in 3D. Schalen für Schüttgut kann man recht flexibel in Höhe, Breite und Tiefe variieren, bei Kartenstapeln und Spielplänen klappt das weniger gut. Es hilft, sich grobe Skizzen auf Papier zu machen.

  • Eine Seite der Box soll Platz für Schalen mit Unterteilungen haben, in denen Münzen und Ressourcen Platz finden und die zum Spielen bequem neben den Spielplan gestellt werden können.

  • Die Nationen-Tabletts lassen sich im Gegensatz zu den Spieler-Tabletts platzsparend hochkant lagern.

  • Die Miniaturen ragen teils über ihre Kreis-Basis hinaus, lassen sich aber mit etwas Versatz sehr sparsam anordnen.

  • Sieben der Figuren sind deutlich höher als alle anderen. Diese separat zu lagern spart Platz.

  • Der Spielplan und die Anleitungen passen nur ganz unten oder ganz oben.

  • Elemente können leicht gestapelt werden.

  • Nicht alle Einsätze müssen herausnehmbar sein. Das Spiel hat keine Mechanik, bei der Elemente nach dem Aufbau wieder zurück in die Kiste kommen oder nachträglich entnommen werden.

Die einfachste Strategie war, von den beiden kürzeren Seiten des Kartons zu beginnen die Fläche zu füllen, um die Mitte dann mit den flexiblen Dingen zu ergänzen. Das Ergebnis ist auf den Fotos zu sehen. Hier hilft eigentlich nur Erfahrung und viel Geduld beim Probieren. Es vergingen einige Stunden, bis alles an seinem Platz war.

Von der Idee zum Plan mit CAD

Alle beweglichen Elemente im Detail

Es gibt diverse CAD-Lösungen. Die Wahl fiel auf OnShape, weil der Autor dieses Posts damit vertraut ist und sich die Dateien (nach Anmeldung) im Browser anzeigen lassen.

Das Vorgehen dabei war sicher nicht ideal, aber ich habe alle Elemente von oben auf eine Skizze gelegt und dann daraus 3D-Körper extrudiert. Alle wichtigen Maße wie Materialstärke usw. wurden als Variablen angelegt. Ein Profi hätte das vermutlich eleganter lösen können, aber dahin ist es noch ein weiter Weg.

Ungewöhnlich für die Arbeit mit OnShape war nur, dass sich alle Elemente überlappen müssen. Dies ist die Voraussetzung für das kostenlose User-Script „Laser-Joint“, welches zwei überlappende Elemente mit den Laser-typischen Zinkenverbindern versieht. Nach Abschluss dieser Arbeiten kommt dann noch ein weiteres User-Script namens „Auto-Layout“ zum Einsatz, welches das erstellte Modell ausbreitet und alle Elemente möglichst platzsparend in der Fläche anordnet.

Als letzter Arbeitsschritt wurde eine Zeichnung aus OnShape exportiert (die neueste Version des DWG-Formats liefert hier die besten Kurven-Exporte) und in Affinity Designer nachbearbeitet: Alle Linien werden zu Formen verbunden, um die Laserzeiten und Qualität der Ecken zu optimieren.

Mach es besonders

Falls ihr den Umgang mit CAD lernen wollt: Das Habitat bietet regelmäßig Einstiegskurse an!

Versuch mit Pappe

Um zu prüfen, dass auch wirklich alles passt, habe ich den Entwurf zuerst mit 3mm Materialstärke exportiert. 3mm Buchbinderpappe ist kostengünstig und eignet sich gut für Experimente. Dabei hat sich herausgestellt, dass 3mm Material nicht passt, da die Spieler-Tabletts nicht ganz in der Box Platz gehabt hätten; im CAD wären theoretisch noch 0.4mm Spielraum, aber zwei der Tabletts sind minimal breiter als die anderen. Für diese Materialstärke hätte ich Teile des Einsatzes anders anordnen müssen.

Finale

Nach einigem händischem Schleifen mit Schleifpapier in 320er Körnung und dem Abwischen aller Laserkanten ging es endlich ans Verkleben mit Holzleim. Durch die Verschränkungen im Entwurf waren keine Zwingen notwendig, aber Kreppband hilft dabei, die Teile in Form zu halten.

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, die Ecken und Kanten des Einsatzes mit Schleifpapier abzurunden, um Beschädigungen am Original-Karton zu vermeiden.

Du kannst das auch

Die CAD-Vorlage bei OnShape ist frei zugänglich.

Du kannst auch direkt die abgebildete kostenlose Vorlage für 2mm Sperrholz herunterladen.

Diese wurde von Florian Pichler erstellt und steht unter der Creative Commons BY-NC-SA 4.0 Lizenz.

Wenn du Fragen hast oder direkt loslegen willst, komm im Habitat vorbei oder buche dir direkt einen Termin für den Laser-Cutter.

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